Die Welt der Banken ist aus den Fugen geraten, nicht erst seit heute. Bereits die dauerhafte Niedrigzinspolitik der EZB hat das traditionelle Geschäftsmodell, aus der Differenz zwischen angekauftem Geld und verliehenem Geld ordentliche Margen zu erzielen, erschüttert. Manchmal sind es nur die Zahlenrelationen, die den Unterschied machen. 150 Basispunkte (1,5 %) klingen nicht viel, wenn der Marktzins bei 6 % liegt, fühlen sich aber horrende an bei einem Marktzins von 1,2 %.
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Einerseits werden die Banken angehalten, Kredite zu vergeben und müssen daher für geparktes Geld eine Art Strafzins, derzeit 0,4 % bezahlen (negativer Zinsertrag oder Zinsaufwand – siehe unser Special 313). Andererseits werden sie bei der Kreditvergabe erheblich reguliert und zwar in einer Form, dass Bänker sich das Beamtenprinzip zu Eigen machen: Im Zweifel lieber den Kredit ablehnen, weil einem dann nicht nachgewiesen werden kann, dass man einen Fehler gemacht hat.
Firmenkunden leiden schon lange unter dieser Situation. Banken geben gerne Kredite, wenn man sie nicht braucht und wenn man Kredite braucht, bekommt man sie nicht. Geht es den Firmen gut, darf es auch ein bisschen mehr sein, obwohl man es nicht benötigt. Benötigt man Kredite, zum Beispiel, weil der Geschäftsverlauf ein wenig ins Stocken geraten ist, machen das verschlechterte Rating und andere Dunkelmänner den Kredit unmöglich. So ist es kein Wunder,
dass die große Mehrzahl der mittelständischen Unternehmen in Deutschland die gute Ertragslage der letzten Jahre zum Eigenkapitalaufbau genutzt haben. Sie haben dabei die neue Erfahrung gemacht, dass sie für ihre Liquidität, wenn sie denn zu üppig ist, ebenfalls Strafzinsen bezahlen müssen.
Auch der private Konsument erlebt unbekannte Phänomene. Der Kauf eines Einfamilienhauses oder einer Eigentumswohnung kann daran scheitern, dass man keinen Kredit bekommt. Nicht die Wertigkeit des Objektes ist die entscheidende Größe und auch nicht die Höhe des Eigenkapitals, sondern die Frage, ob der Kreditnehmer aus seinem verfügbaren Einkommen in der Lage ist, die Kredite dauerhaft zurückzuzahlen (Schuldendienstfähigkeit). Da wird dem Angestellten einer kleinen Firma gesagt, er habe ja keinen Kündigungsschutz und den Angestellten von Großkonzernen soll schon mal entgegengehalten worden sein, dass auch deren Jobs nicht mehr sicher seien angesichts der regelmäßig verkündeten Kostensparprogramme.
Und dann noch das: Die beiden verbliebenen Großbanken Deutsche Bank und Commerzbank reden, unterstützt durch Teile der Politik, über eine Fusion. Dabei sind sich alle einig, dass weder die Deutsche Bank noch die Commerzbank besonders ertragsstark sind. Die Geschäftsmodelle beider Großbanken scheinen so nicht zukunftsfähig zu sein. Werden sie das durch eine Fusion? Minus mal minus gibt plus, aber ein Kranker plus ein Kranker = ein Gesunder? Glaubt man ernsthaft, es reichen Kostensparmaßnahmen, um stotternde Geschäftsmodelle wieder zum Erfolg zu führen?
Bisweilen wird argumentiert, dass wir in Deutschland eine Bank benötigen, die im internationalen Wettbewerb eine herausragende Rolle spielt. Wieso eigentlich? Die Deutsche Bank hat es versucht und rangiert in den gängigen Rankings unter „ferner liefen“ (Nr. 93 der Welt nach dem Börsenwert, Commerzbank dichtauf auf Rang 142). Brauchen wir wirklich Größe oder nicht vielmehr eine effiziente Begleitung unserer international tätigen Firmen? Wer von der deutschen Großbank träumt, der hat die Welt der internationalen Banken nicht verstanden.
Verblüffend ist, dass Signale zu hören sind, wonach eine solche Fusion wettbewerbsrechtlich unbedenklich sei. Welcher politischen Strömung wird hier der Diener gemacht, wo doch angeblich die Vorstände beider Banken in eine mögliche Fusion nicht ihren Ehrgeiz stecken? Wie schön, dass es noch die Sparkassen und Volksbanken gibt. Die sind für kleinere und auch mittelständische Unternehmen ohnehin in den letzten Jahren die erste Adresse gewesen. Gut, dass diese Bankensysteme im Wettbewerb stehen. Bei großen Geschäftsbanken brauchen wir keinen Wettbewerb mehr? Geht‘s noch?
Wettbewerb gehört dazu, insbesondere auch bei den sogenannten systemrelevanten Banken. Firmenkunden wie Privatleute brauchen Wettbewerb und keine Einheitsbank. Liebe Deutsche Bank, liebe Commerzbank, konzentriert Euch doch bitte auf den Wettbewerb um die Kunden, statt euch mit euch selbst zu beschäftigen.
Freier Wettbewerb ist ein Erfolgsmodell unserer Volkswirtschaft. Keinesfalls darf bei Banken darauf verzichtet werden. Kundenzufriedenheit lässt auch Banken irgendwann mal wieder Geld verdienen.
Ihr BPZ-Team
Inhaltsverzeichnis
- Termine April 2019
- Termine Mai 2019
- Zahlungsverzug: Höhe der Verzugszinsen
- Betriebsausgabenabzug von Catering-Aufwendungen bei Filmproduktionen
- Betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer einer Biogasanlage
- Betrieb eines Blockheizkraftwerks: WEG als gewerbliche Mitunternehmerschaft
- Schimmelrisiko kein Grund für Mietkürzung
- Eigentümergemeinschaft darf einheitlichen Einbau und Wartung von Rauchmeldern beschließen
- Anforderungen an Leistungsbeschreibung in einer Rechnung
- Vorsteuerabzug aus Anschaffungskosten für einen Ferrari bzw. Lamborghini Aventador
- Keine pauschalen Kilometersätze für Fahrtkosten bei auswärtiger Tätigkeit und Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel
- Arbeitsunfall durch Sturz in der eigenen Wohnung auf dem Weg zum Homeoffice
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