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Ein denkwürdiges Jahr hat sein Ende gefunden. Corona hatte das tägliche Leben beeinflusst, Naturkatastrophen haben die Heimat erreicht und eine neue Regierung verspricht Aufbruchstimmung. Den Blick zurück wandeln wir um in einen Blick in die Zukunft des Jahres 2022.

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Corona wird nicht verschwinden, aber alltäglicher werden. Das Virus wird immer schlauer und feststellen, dass es sich lohnt, mit dem Menschen zu leben und nicht gegen ihn. Der Mensch weiß darauf zu reagieren und wird vermeiden, die Existenzen Selbstständiger und deren Mitarbeiter durch Zwangsmaßnahmen zu gefährden, um ihnen anschließend durch teure Subventionen wieder Luft zum Atmen zu geben.

Nachhaltigkeit und Klimawandel beherrschen die politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Kommunikation. Der Wettbewerb der Gutmenschen wird weiter befeuert und die Konformität der Kommunikation wird für viele Politiker und Wirtschaftsbosse ein Vermeidungshüpfen auf dem Flickenteppich der möglichen Fettnäpfchen. Der Heilige Gral des Klimaziels mag keine Miesmacher. Dennoch wird sich nicht verhindern lassen, dass das Bewusstsein für die globale Situation deutlicher hervortritt. Dazu gesellt sich der Weitblick, dass E-Mobilität aufgrund begrenzter Ressourcen und problematischer Schürfrechte und -bedingungen genauso wenig selbstverständlich ist wie der Strom aus der Steckdose.

Die digitale Welt wird sich freuen. Das Bedürfnis danach war bereits seit längerem ökonomischen Notwendigkeiten geschuldet und wer bitte schön sind wohl die wertvollsten Konzerne weltweit? Da freut man sich doch, dass auch die Politik ein unbedingtes Ja zum digitalen Fortschritt formuliert hat und nicht nur in Sonntagsreden erkannt hat, dass auch der staatliche Sektor mit infrastrukturellen Maßnahmen seinen Teil dazu beitragen sollte. Das Vollblut ist bereits da, aber es kann erst galoppieren, wenn eine Rennbahn da ist, auf der es sich austoben kann.

Die Minuszins-Politik wird nicht einstürzen, aber wackeln. Es gibt sie doch noch, die Inflation und die verträgt sich nach altertümlichem Volkswirtschaftsverständnis nicht mit einer Geldmengenausweitung. Milliardenschwere Anleihenkäufe sind ja auch nicht mehr ganz so dringlich, wenn eine spürbare Inflation die Staatsverschuldung abzubauen hilft. Alles richtig gemacht? Auf verzinsliche Rentenpapiere wird man noch länger verzichten müssen und die Realwerte in Form von Aktien und Immobilien werden vorerst die beherrschenden Elemente der Vermögensbildung und -wahrung bleiben.

Das Problem der Lieferketten und begrenzten Ressourcen wird klassische Geschäftsmodelle positiv verändern. Die Excel-Planung vom minutengenauen Ineinandergreifen von Zulieferungen und Produktionsprozessen hat seinen Höhepunkt hinter sich gelassen. Risikoanalysen erfahren einen Aufschwung und alte Tugenden wie Lagerkapazitäten, vorausschauende Planung und Order sowie Flexibilität der Abläufe werden eine Renaissance erfahren. Prozesse werden weniger verwaltet und mehr aktiv gemanagt. Es werden nicht mehr Häkchen gemacht, sondern der menschliche Geist wird gefordert. Mittelmaß wird sich stille Ecken suchen müssen und kreative Wendigkeit gefragt sein wie nie.

Menschliche Arbeitskraft wird in Europa fehlen, ganz besonders in Deutschland. Der Migrant wird nicht mehr befleckter Eindringling sein, sondern begehrter jungfräulicher Import. Junge Menschen haben alle Möglichkeiten dieser Welt, auch wenn die Orientierung in der Vielzahl der unendlich diversifizierten Berufe ausgesprochen schwerfällt, und selbst die Alten nicht immer wissen, wie sie manche Arbeitsstelle zu definieren haben. Ein Tipp: Luft zum Atmen lassen! Sklaven- und Fließbandarbeiten sind nur noch Gegenstände historischer Forschung.

Für Arbeitgeber wird es schwierig im Recruting. Sie müssen sich nicht nur attraktiv darstellen und zwar nachhaltig, sondern auch dem erbarmungslosen Wettbewerb mit anderen Arbeitgebern stellen. Diese Konkurrenten kommen längst nicht mehr aus der gleichen Branche. Der Zweiradmechaniker wird dankbar vom Immobilienunternehmen aufgenommen und die Hotelfachfrau vom Online-Handel. Das Potenzial einer zufriedenen Arbeitnehmerschaft ist hierbei sowohl Basis als auch der Schlüssel zum erfolgreichen Anwerben.

Der Hype um das Home-Office wird sich legen und zur win-to-win-Situation mutieren. Weder Arbeitgeber noch Arbeitnehmer wollen auf das klassische Büro verzichten. Das direkte Kommunikationsbedürfnis ist in der Teeküche ebenso unverzichtbar wie bei Problembewältigung oder der gemeinsamen Lösung kreativer Aufgabenstellungen. Dank Home-Office werden inflationäre Meetings durch anlassbezogene Ideenschmieden ersetzt. Robo-Nerds können zu Hause bleiben, aber alle anderen mit kommunikativen Eigenschaften und Fähigkeiten werden ein oder zwei Tage im Home-Office arbeiten und ansonsten die vom Privatleben unterscheidbare Büroatmosphäre lieben.

Es bleibt ein nüchterner Ausblick auf die Steuerpolitik. Es wird nicht allzu viel passieren. Die große Keule bleibt ebenso aus wie die spürbare Entlastung für alle oder wenige. Der Ausblick auf eine Steuervereinfachung wäre vermessen und allenfalls als Utopie formulierbar. Das komplexe System unzähliger Bestimmungen hat sich selbst unentbehrlich gemacht und kann sich allenfalls durch eine absolute Unbeherrschbarkeit selbst abschaffen oder durch eine Revolution. Automatisierte Abläufe der Finanzverwaltung kann man so gesehen schon als positiven Fortschritt feiern.

Alles in allem wagen wir also positive Ausblicke. Wir hoffen, dass auch Sie zuversichtlich nach vorne schauen und wünschen Ihnen viel Erfolg, Zufriedenheit und Freude an 2022.

Ihr BPZ-Team

Inhaltsverzeichnis

  • Termine Steuern/Sozialversicherung Januar/Februar 2022
  • Wichtige Neuregelungen ab Januar 2022
  • Corona – Steuerrechtliche Erleichterungen
  • Fahrtkosten als Reisekosten? – Zum typischerweise arbeitstäglichen Aufsuchen eines Sammelpunkts
  • Rücklage für Ersatzbeschaffung – Verlängerung der Reinvestitionsfrist
  • Lohnsteuer für digitale Betriebsfeier?
  • Geänderte Umsatzsteuerregeln für landwirtschaftliche Betriebe
  • Drittes Corona-Steuerhilfegesetz – Weitergeltung des ermäßigten Umsatzsteuersatzes
  • Zum Zeitraum der Rechnungsberichtigung bei zu Unrecht ausgewiesener Umsatzsteuer
  • Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs zum umsatzsteuerlichen Zuordnungswahlrecht
  • Berechnungsschema bei Geldspielgeräten mit Gewinnmöglichkeit
  • Keine Lohnfortzahlung im Lockdown
  • Das Transparenzregister – Ab sofort ein Vollregister
  • Entsorgung von steuerrelevanten Unterlagen: Aufbewahrungsfristen beachten!
  • Corona-Krise: Weitere Verlängerung der verfahrensrechtlichen Steuererleichterungen
  • Bundesrat stimmt über Verlängerung der Unternehmenshilfen ab
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