Schlaue Menschen sind in der Forschung schon lange zu der Erkenntnis gelangt, dass die beste Überlebensstrategie des einzelnen Menschen im gemeinsamen Konsens mit anderen Menschen liegt. Das funktioniert in der Ehe genauso wie im Geschäftsleben. Dort spricht man von der „Win-Win“-Situation oder davon, dass das beste Geschäft unter Kaufleuten dasjenige ist, bei dem beide Seiten zufrieden sind.
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Selbstverständlich machen Geschäfte in Harmonie und zum Vorteil aller auch viel mehr Spaß als Gewinne aus krachenden Auseinandersetzungen. Gemeinsame Zielsetzungen verleihen Schwung, belasten nicht unnötig das Stress-Konto, und man geht gut gelaunt nach Hause in die Privatsphäre.
In der Politik scheinen diese fundamentalen Gesetzmäßigkeiten außer Kraft zu sein. Konsens in der Politik sieht nach Langeweile aus oder Untätigkeit. Weil der gewöhnliche Mensch in politischen Angelegenheiten eine hohe Neigung verspürt, die Metamorphose zum Wutbürger anzustreben, reagiert die Politik. Politiker gelten als erfolgreich, wenn sie gewählt werden. So wird ihr Verhalten bestimmt. Starke Worte zählen mehr als leise Töne. Selbst wenn in Hinterzimmern gemeinsam vernünftige Politik gemacht wird, darf das Getöse der Auseinandersetzung in der Außendarstellung nicht fehlen.
Die Zeitungen sind voll davon und die britischen Unterhausdebatten sind legendär hinsichtlich der Lautstärke und beleidigenden Inhalte unabhängig vom Brexit, der hier allerdings besonders auffällige Kuriositäten hat erkennen lassen.
In der Außen- und Wirtschaftspolitik ist man da allgemein schon etwas vorsichtiger, weil die offene Konfrontation mit anderen Ländern und anderen Volkswirtschaften im Widerspruch zum angeborenen Selbsterhaltungstrieb steht. Politische Vernunft gebietet darüber nachzudenken, ob es sich lohnt, mit anderen Staaten eine Auseinandersetzung zu führen oder nicht.
Der jetzige US-amerikanische Präsident hat uns gelehrt, dass man auf solche vernunftgeborenen Schranken verzichten kann, wenn man sich selbst für unbesiegbar hält. Da wird gepoltert wie am bayerischen Stammtisch, bi- und multilaterale Abkommen werden gekündigt wie Mobilfunkverträge und mit Zöllen hantiert, als wären es Briefporti. Das alles dient nur dazu, Druck auszuüben und in der Welt der Starken den Durchsetzungsfähigen abzugeben.
Die Weltgeschichte hat bereits viele solche Egomanen gesehen und eine Spur der Verwüstung für die Gemeinschaft und das eigene Volk waren im Regelfall die unvermeidbaren Folgen. Stärke und Populismus haben derzeit Hochkonjunktur und neben Trump gibt es reichlich Trampelmenschen auf dieser Welt und leider auch innerhalb der EU.
Die Populisten hatten sich auch bei der jetzigen Wahl zum EU-Parlament in Stellung gebracht und teilweise beachtliche Erfolge erzielt. Die Wahrheit ist aber auch, dass die große Mehrheit der Wähler pro europäisch denkt und handelt und dies letztendlich auch über den Stimmzettel zum Ausdruck gebracht hat. Populistische Stimmenfänger werden manchmal erträglich, wenn sie Verantwortung zeigen müssen und dann ist die lautstarke EU-feindliche Propaganda nichts anderes als ein Gewitter: unangenehm aber vorübergehend.
In einer globalisierten Welt wäre das Europa, das sich im Grunde genommen aus vielen Kleinstaaten zusammensetzt, chancenlos, wenn es nicht ein Grundbedürfnis nach Konsens gäbe. Das betrifft die Bewegungsspielräume der Privatreisenden ebenso wie die Wirtschaft. Ob Konzernmanager oder mittelständischer Familienbetrieb – keiner würde der absurden Idee verfallen, ein Wirtschaften in einem von der EU isolierten Heimatmarkt wäre die bessere Alternative.
Der auf Konsens beruhende Zusammenhalt hilft auch nach außen. Wie würde der Trumpsche Wahnsinn des Handelskrieges mit Zöllen wohl ausgehen, wenn jedes europäische Land für sich allein betrachtet damit umgehen und darauf reagieren müsste? In der gegenseitigen Konkurrenz zwischen den europäischen Staaten würde wohl jedes Land versuchen, egoistisch seine Positionen zu retten, je nachdem, wo man seine Stärken sieht. So stehen sich aber die USA und Europa insgesamt gegenüber, was doch deutliche Grenzen setzt, erkennbar an einer gewissen Zurückhaltung und Kompromissbereitschaft des Poltergeistes. Die rechtliche wie wirtschaftliche Solidarität der EU hat es letztendlich mit verhindert, dass Trump seinen Lieblingsgegner Deutschland mit seiner Automobil- und Stahlindustrie bisher nicht ausknocken konnte.
Ein starkes EU-Europa zwischen den übermächtigen USA und China hat etwas sehr Beruhigendes. Im Wettbewerb der politischen und wirtschaftlichen Großmächte um die Vormachtstellung kann man sich zurückhalten und die Position des lachenden Dritten, der sich mit beiden verträgt, anstreben.
Man muss Europa nicht romantisch-verklärt idealisieren. Es genügt, sich untereinander zu verstehen, miteinander zu reden und gemeinsam Geschäfte zu machen. Wir brauchen weder Schranken auf der Straße noch vor dem Kopf.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß im guten alten Europa und exzellente Geschäfte.
Ihr BPZ-Team
Inhaltsverzeichnis
- Termine Juni 2019
- Termine Juli 2019
- Zahlungsverzug: Höhe der Verzugszinsen
- Genussrechtserträge sind Einkünfte aus Kapitalvermögen
- Verdeckte Gewinnausschüttung ‑ Angemessenheit von Beraterhonoraren
- Keine Pflicht zur Bildung eines Rechnungsabgrenzungspostens für unwesentliche Beträge
- Versicherungsmakler muss für stornobehaftete Provisionsvorschüsse keine unfertigen Leistungen aktivieren
- Abgrenzung der Betriebsaufgabe zur Betriebsunterbrechung und Betriebsverpachtung
- Gewerbesteuerrechtliche Hinzurechnung der Schuldzinsen bei Cash–Pooling
- Für die Betriebskostenabrechnung zählt die tatsächliche Wohnfläche
- Sozialer Wohnungsbau verpflichtet nicht ewig
- Einkommensteuerschulden als Nachlassverbindlichkeiten
- Rechtmäßigkeit von Hinzuschätzungen wegen Buchführungsmängeln
- Abschluss von Darlehnsverträgen ist umsatzsteuerfrei
- Verfall von Urlaubsansprüchen
- Ferienjobs sind für Schüler sozialversicherungsfrei
- A1-Bescheinigung bei EU-Auslandsdienstreisen weiterhin notwendig
- Fristwahrung per Telefax
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